Vergleich Robo-Advisor: Worauf es ankommt
Wir haben uns die aktuellen Robo-Advisor angesehen und diese auch gegen die neuen Multi-Asset ETFs verglichen.
Grundsätzlich basieren die verwendeten Anlagestrategien der in Deutschland aktiven Robo-Advisors auf drei verschiedenen Portfolio- bzw. Risikomanagement-Ansätzen. Diese werden oftmals auch von klassischen Vermögensverwaltern im Rahmen der Anlageberatung verwendet und basieren auf modernen Kapitalmarkttheorien und quantitativen Risikomanagementverfahren.
Einige Robo-Advisor verwenden eine Strategie, die sich vorwiegend auf die Begrenzung der möglichen Downside-Risiken für das Portfolio und nicht auf die Optimierung möglicher Renditepotentiale konzentrieren. Das verwendete Risikomaß hierfür ist überwiegend die Kennzahl “Value-at-Risk (VaR)”, der das Verlustvolumen angibt, das mit einer prozentualen Wahrscheinlichkeit in einem definierten Anlagezeitraum nicht überschritten werden sollte. Nachteil dieses Trendfolgemodells ist, das oftmals deutlich zu spät in fallenden Märkten aus der Anlage ausgestiegen wird. Bekanntester Anbieter, der das VaR-Modell nutzt, ist Scalable Capital, das aufgrund dieses system-immanenten Modellfehlers im ersten Corona-Lockdown empfindliche Rendite-Verluste hinnehmen musste, die nur schwer wieder aufzuholen sind.
Weitere Anlageansätze basieren auf dem so gennanten Fama-French-Dreifaktorenmodell. Dieses Modell hat das Capital Asset Pricing Model, das die Rendite eines Wertpapiers anhand der allgemeinen Marktrendite erklärt, um zwei weitere Faktoren erweitert: die Marktkapitalisierung und das Verhältnis vom Buch- zum Marktwert.
Letztendlich wird den meisten Anlegern das zugrunde liegende Modell egal sein, sofern die Rendite nach Kosten stimmt. Darüber hinaus sollte der Robo-Advisor ein automatisches, periodisches Rebalancing anbieten, damit das Portfolio fortlaufend an das aktuelle Marktgeschehen angepasst wird.
Produktauswahl
Die meisten Robo-Advisor legen das eingezahlte Geld ausschließlich in ETFs an, um die Produktkosten möglichst niedrig zu halten. In einigen Fällen werden auch ETCs verwendet, um Rohstoffe, wie z.B. Gold, optimal beizumischen. Einen in unseren Augen sehr guten Ansatz wählt die comdirect, da hier der hauseigene Robo “cominvest” aus 40.000 verschiedenen Wertpapieren, bestehend aus klassischen Investmentfonds, ETFs, ETCs und Geldmarktprodukten auswählen kann. Auf diese Weise lassen sich Strategien sehr granular umsetzen.
Kosten
Grundsätzlich sind die Kosten der Geldanlage zu beachten, allerdings immer unter dem Blickwinkel der Rendite nach Kosten.
Kosten des Robo-Advisors
Die vorgestellten Robo-Advisor erheben für ihre Dienste eine Gebühr, die zwischen 0,68% p.a. und 1,00% p.a. des angelegten Volumens liegt. Die Gebühr wird in der Regel monatlich erhoben. Allen Robo-Anbietern ist gemein, dass über eine All-in Fee sämtliche Kosten abgedeckt sind. Dies bedeutet, dass die Transaktionskosten, die im Rahmen der Anlage und des Re-Balancing anfallen, bereits inkludiert sind.
Kosten der eingesetzten Wertpapiere
Da die Strategien weitestgehend über ETFs/ETCs/Fonds umgesetzt werden, gibt es hier noch einen weiteren Kostenfaktor, der von den Emittenten der Wertpapiere erhoben wird. Diese Kosten werden üblicherweise mit Total Expense Ration (TER) bezeichnet und soll Kosten abdecken, die dem Emittenten durch den ETF entstehen (zzgl. einer Marge für den Emittenten). Diese Kosten werden dem Anleger aber nicht direkt in Rechnung gestellt, sondern sie sind bereits im Kurs des ETF eingepreist. Bei einem ETF auf z.b. den MSCI World beträgt die jährliche Gesamtkostenquote (TER) je nach Emittent zwischen 0,12% bis 0,50% p.a. Diese Kosten stecken in jedem ETF, unabhängig davon, ob ein Robo-Advisor zum Einsatz kommt oder der Anleger diese ETF selber erwirbt.
Anzahl Anlagestrategien
Grundsätzlich gilt, je mehr Anlagestrategien zur Auswahl sind, desto granularer kann die eigene Risikoneigung definiert werden. Dennoch halten wir 34 Anlagestrategien für viel zu viel, so dass fünf bis maximal zehn Anlagestrategien in unseren Augen völlig ausreichend sind.
Spar- und Auszahlplan
Eine Sparplan-Möglichkeit sollte der gewünschte Robo-Advisor in unseren Augen in jedem Fall anbieten, ein Auszahlplan ist eher “nice to have”.
Vor- und Nachteile der Anbieter im Detail
Multi-Assets-ETFs
In unseren Augen sind die Multi-Assets ETFs die kostengünstigste Alternative zu einem Robo-Advisor.
Bei Vanguard gibt es bspw. bei den LifeStratgie ETFs vier verschiedene Strategien, die in ca. 8.800 verschiedene Einzeltitel investieren. Dabei gibt es die ETFs einmal in der ausschüttenden und einmal in der thesaurierenden Variante, jeweils mit 20%, 40%. 60% oder 80%igen Aktienanteil, um damit das Risikoprofil des Anlegers abzubilden.
Regelmäßige Neugewichtungen (Rebalancing) innerhalb der Portfolios stellen sicher, dass das angestrebte Risikoprofil langfristig aufrecht erhalten wird. Bei den zugrundeliegenden Anleihen-ETFs werden Wechselkursrisiken zudem abgesichert, um Währungs-Schwankungen zu mindern. Die ETFs weisen mit 0,25% eine sehr niedrige Gesamtkosten-Quote auf und können bei jedem Online-Broker gehandelt werden (z.B. bei justTRADE komplett ohne Orderentgelt).
Auch andere ETF-Anbieter haben solche ETFs im Angebot, wie bspw. Lyxor (Portfolio Strategy) oder iShares (BlackRock ESG Multi-Asset). In unseren Augen in jedem Fall eine kostengünstige Alternative zu Robo-Advisors.
Growney
Growney ist einer der Pioniere im noch jungen Robo-Advisor-Markt und hat zusammen mit Robin (Deutsche Bank) mit 500€ die mit Abstand niedrigste Mindestanlage und ist mit Kosten von max. 0,68% + ETF-Kosten vergleichsweise günstig. Eine Spar- und Auszahlplanfunktionalität wird ebenfalls angeboten.
Die Anlagestrategie basiert ausschließlich auf ETFs. Mit Aktien-ETFs stellt Growney ein Weltportfolio zusammen, bei dem die Gewichtung der einzelnen Länder über deren wirtschaftliche Bedeutung in der weltweiten Wertschöpfung vorgenommen wird. Die Anleihefonds investieren in bonitätsstarke Unternehmens- und Staatsanleihen aus dem Euroraum zu growney
quirion
quirion bietet drei verschiedene Pakete: Während im Regular-Paket fixe global diversifizierte ETF-Portfolios angeboten werden, können Anleger beim Comfort-Paket aus drei verschiedenen Portfolio-Strategien auswählen. Das Premium-Paket bietet die zusätzliche Möglichkeit, sich in einer der dreizehn Niederlassungen der Bank, persönlich beraten zu lassen. Im Rahmen des Vergleichs haben wir das quiron Comfort-Paket ausgewählt, das eine Mindestanlage von 5.000€ voraussetzt und ebenfalls 0,68% + ETF-Kosten kostet. Sparpläne sind ab 30€ Sparrate möglich, ein Auszahlplan ist nicht im Angebot. Wird bei der Anlage direkt ein Sparplan mit abgeschlossen, entfällt die Mindestanlage. Hervorzuheben ist zudem, dass auch eine Nachhaltigkeitsstrategie ausgewählt werden kann. Die Anlage erfolgt nur in ETFs zu quirion
Deutsche Bank – Robin
Der Robo-Advisor Robin der Deutschen Bank setzt genau wie Growney lediglich eine Mindestanlagesumme von 500€ voraus, Sparpläne sind sogar bereits ab 1€ möglich. Auszahlpläne sind dagegen nicht möglich.
Die 16 Strategien investieren in die beiden Anlageklassen Aktien und Anleihen, zudem fließt ein Teil in den Rohstoffsektor. Es handelt sich aber ausschließlich um ETF-Produkte. Das Riskomanagement erfolgt auf Basis des Value at Risk (VaR). Das Rebalancing erfolgt dynamisch, indem täglich geprüft wird, ob das vorgegeben Risikolevel eingehalten wird. Unter Sicherheitsaspekten ist das durchaus empfehlenswert, doch leider wird bei dieser Strategie das Momentum bei Aufwärtsbewegungen nicht beachtet.
zu Robin
Ginmon
Ginmon setzt ebenfalls eine Mindestanlage von 5.000€ voraus und kostet 0,75% p.a. + ETF-Kosten. Die Spar- und Auszahlplanmöglichkeit ist vorhanden. Die Anlagestrategie basiert auf den Erkenntnissen der Nobelpreisträger Prof. Markowitz und Prof. Fama. Dabei wird das Vermögen weltweit in verschiedene Unternehmen gestreut, um so die gesamte Weltwirtschaft abzubilden. Es wird jedoch nur in Aktien- und Anleihen-ETFs bzw. Indexfonds investiert. Das Rebalancing findet dynamisch statt, wenn das Portfolio um 10% vom Risikoprofil abweicht.
zu ginmon
Scalable Capital
Scalable Capital ist sicherlich einer der bekanntesten Robo-Advisor in Deutschland, da neben dem eigenen Angebot Scalable auch das Robo-Advisor Angebot der ING abwickelt. Die Mindestanlagesumme beträgt 10.000€, die Kosten betragen 0,75% + ETF-Kosten. Scalable Capital verwendet das Trendfolgemodell Value at Risk, mit den bereits oben genannten Nachteilen. Scalable Capital bietet insgesamt 34 verschiedene Anlagestrategien, die ausschließlich in ETFs investieren.
Weiterhin bietet Scalable Capital auch nachhhaltige ETF-Portfolios an (sog. ESG).
zu Scalable Capital
Fintego
Fintego ist der Robo-Advisor von ebase und ist seit 2014 der erste Robo-Advisor in Deutschland. Die Mindestanlage beträgt nur 2.500€, Spar- und Auszahlpläne sind ab 50€ möglich. Mit 0,90% p.a. + ETF-Kosten ist das Angebot jedoch vergleichsweise teuer, es stehen fünf Anlagestrategien zur Auswahl. Die Anlage erfolgt ausschließlich in ETFs. Ein Rebalancing erfolgt bei fintego automatisch, wenn einer der ausgewählten ETFs +/-15 % von der Soll-Gewichtung abweicht.
zu Fintego
Whitebox
Whitebox bietet zehn aktiv gemanagte Portfolios an, die Mindestanlage liegt bei 5.000€. Die Kosten der Vermögensverwaltung liegen zwischen 0,34% und 0,93% je nach Anlagebetrag zzgl. ETF-Kosten. Ein Sparplan ist bereits ab 5€ möglich, ein Auszahlplan ist ebenfalls im Angebot. Whitebox investiert in ETFs und ETCs. Das Re-Balacing erfolgt nicht zu festen Zeitpunkten, sondern flexibel immer dann, wenn Abweichungsgrenzen innerhalb der Risikostufe überschritten werden.
zu Whitebox
Comdirect
Der Robo-Advisor der comdirect heisst “cominvest” und bietet eine digitale Vermögensverwaltung bereits ab 3.000€. Sparplanfunktionalität ist ebenfalls vorhanden, ein Auszahlplan hingegen nicht.
cominvest nutzt als einziger Anbieter ein Produktuniversum aus 40.000 Wertpapieren und setzt dabei neben ETF und ETC auch klassische Investmentfonds ein. In unseren Augen spricht da auch nichts gegen, sofern die Rendite die höheren Kosten rechtfertigt. Mit 0,95% p.a. Kosten zzgl. den ETF- / Fondskosten gehört cominvest zu den teuersten Anbietern im Vergleich.
Insbesondere in der Anfangszeit war die Depot-Performance von cominvest noch deutlich negativ. In 2018 wurde dann der Anlage- und Auswahlprozess radikal überarbeitet. Seitdem hat sich die Performance deutlich verbessert. Insgesamt stehen fünf Anlagestrategien zur Auswahl, die sich durch die maximal zulässigen Schwankungsbreiten unterscheiden.
Im Unterschied zu den anderen Robo-Anbietern erfolgt das Re-Balancing nicht automatisch, wenn Abweichungen zum Risikoprofil bemerkt werden, sondern jeweils zu fixen Zeitpunkten (alle 16 Wochen)
zu comdirect/cominvest
Oskar
Oskar ist der Robo-Advisor der Finanzen.net Gründer Jens Ohr und Peter Schille. Die technische Abwicklung erfolgt bei Scalable Capital. Oskar hat das Ziel, insbesondere Sparpläne für Kinder bzw. Enkelkinder anzubieten, so dass die Mindestanlage auch nur 1.000€ beträgt, Sparpläne sind ab 25€ möglich. Oskar investiert ausschließlich in ETFs und ETCs.
Oskar bietet fünf strategische Anlagemodelle, Oskar 50 – 90. Die Zahl im Produktnamen entspricht der jeweiligen Aktienquote 50%, 60%, 70%, 80% oder 90%. Mit maximalen Kosten von 1% p.a. zzgl. den ETF-Kosten und ist damit der teuerste Anbieter.
zu Oskar
Brokerexperte.de
Wir haben viele der hier genannten Broker mit Echtgeld-Depots im Detail getestet. Wir haben uns Preisverzeichnisse und die einzelnen Handelsmöglichkeiten für Aktien, ETFs, Sparpläne, Derivate und Futures genau angeschaut.
Hier geht es zu unseren Erfahrungsberichten:
- Smartbroker Unser TESTSIEGER als Allround-Broker!
- flatex Unser TESTSIEGER für Zertifikate & Hebelprodukte!
- Consorsbank Unser Testsieger als Universal-Broker!
- onvista bank
- ING Depot
- justTRADE Unser 0€- und Krypto-Testsieger!
- DeGIRO Unser Testsieger für den Xetra-Handel!
- Trade Republic Unser Testsieger für ETF-Sparpläne!
- comdirect
- sbroker
- LYNX Unser Testsieger für den EUREX-Handel!
- DKB Broker
- Scalable Capital Broker
- Targobank
- 1822 direkt
- Gratisbroker
- maxblue