Der Handel von Auslandsaktien erläutert

Anleger fragen sich gelegentlich, wie der Handel mit ausländischen Aktien in Deutschland funktioniert. Sie möchten wissen, zu welchem Kurs der Handel abgewickelt wird oder ob Umrechnungs-Gebühren anfallen. Wir erläutern den Handel mit Auslandsaktien.

Deutschland ist in Europa eines der wenigen Länder, in dem ausländische Aktien an inländischen Börsenplätzen gehandelt werden können. Das macht den Handel mit Auslandsaktien sehr unkompliziert, da immer in Euro abgerechnet wird und der Anleger eine echte Aktie erhält.

Zugegeben, Deutschland ist, was die Auswahl der Handelsplätze angeht, sicherlich ein Paradies:
So gibt es 12 börsliche und 4 außerbörsliche Handelsplätze, an denen In- und ausländische Aktien gehandelt werden können – und das immer in der Währung Euro, egal aus welchem Land die gehandelte Auslandsaktie stammt.

Die Umrechnung des Kurses erfolgt direkt durch den Handelsplatz, deren Market-Maker die Kurse für die Auslandsaktien stellen. Für die Kursstellung wird der Kurs der Heimatbörse in Euro umgerechnet. Ggf. kalkuliert der Handelsplatz eine FX-Marge in die Kursstellung mit ein.

Übrigens: Der Broker ist an der Umrechnung nicht beteiligt, er leitet lediglich die Order an den Handelsplatz weiter.

An welchen Handelsplätzen können Auslandsaktien gehandelt werden?

Alle 16 Handelsplätze in Deutschland bieten den Handel von Auslandsaktien an, dabei stehen Privatkunden je nach Börse rund 4.500 Aktien aus mehr als 60 Ländern zur Verfügung. Xetra hat dabei mit ca. 500 Auslandsaktien das “kleinste” Angebot, die Market Maker-Börsen Tradegate, Quotrix und LS Exchange am meisten. Auch an den Parkettbörsen oder außerbörslich über z.B. Lang & Schwarz oder die Société Générale können Auslandsaktien gehandelt werden.

Im Handel mit Auslandsaktien macht bei größeren Ordervolumina durchaus ein Vergleich der Kursstellungen von den verschiedenen Handelsplätzen Sinn. Insbesondere zu Handelszeiten, an denen die Heimatbörse geschlossen ist. Doch dazu weiter unten mehr.

Welche Aktien können gehandelt werden?

Grundsätzlich haben die Handelsplätze ein Interesse daran, dass in den angebotenen Wertpapieren auch Nachfrage herrscht. Aus diesem Grund werden nur Aktien gelistet, die auch an der Heimatbörse über ein entsprechendes Handelsvolumen verfügen. Mit 4.500 weltweiten Titeln ist der Umfang aber sehr groß. Zum Vergleich, der MSCI World deckt zum Beispiel ca. 1.600 Einzelwerte ab.

Besonderheiten:
Seit Einführung der Finanzmarktregel Mifid2 zum 1. Januar 2018 gilt, dass die ausländische Aktiengesellschaft über eine so genannte LEI-Nummer ( = Legal Entity Identifier) verfügen muss, damit ein Handel in Europa möglich ist. Dies trifft auf die meisten ausländischen Aktiengesellschaften zu, bei kleineren Nebenwerten kann dies aber ein Grund sein, warum ein börslicher Handel in Deutschland nicht möglich ist

ergänzender Artikel: bis heute sind z.B. so populäre Aktien wie Pinterest, Robinhood Inc oder Weber Grill aufgrund der fehlenden LEI-Nummer nur außerbörslich oder direkt in den USA handelbar.

Ein weiterer Grund, warum eine gewünschte Aktie nicht handelbar ist, kann die fehlende Verwahrfähigkeit des Zentralverwahrers Clearstream Banking sein. Alle Aktien, die in Deutschland gehandelt werden können, werden von der Deutschen Börse Tochter Clearstream Banking verwahrt. Entscheidet sich Clearstream Banking gegen eine Verwahrung, wie zuletzt bei den US limited partnerschips (kurz: LLPs), endet die Handelbarkeit in Deutschland und die Aktie ist nur noch an der Heimatbörse handelbar. In diesem Fall erfolgt dann umgehend ein Delisting in Deutschland.

Welche Vorteile bietet der Handel von Auslandsaktien an Inlandsbörsen?

günstige Ordergebühren
An inländischen Handelsplätzen sind die Ordergebühren meist sehr viel niedriger, als bei einer Order an einer ausländischen Börse. In Deutschland gibt es diverse Broker, die den Handel an inländischen Handelsplätzen bereits ab 0€ anbieten (Vergleich der 0€-Broker).

Handel in der Währung Euro
Praktisch ist zudem, dass die Auslands-Aktien in der Währung Euro gehandelt werden. Denn an allen inländischen Handelsplätzen ist die Handelswährung Euro.

Würde das Wertpapier an einer Börse gehandelt, die nicht in einem Euro-Land ansässig ist, gilt die dortige Handelswährung. Für die Umrechnung der Kontowährung EUR in die fremde Handelswährung erheben die Broker zusätzliche Gebühren. So wird die Fremdwährung bei den Brokern in der Regel zum veröffentlichten Mittelkurs der Europäischen Zentralbank zuzüglich (Verkauf) beziehungsweise abzüglich (Kauf) einer Marge abgerechnet. Im Schnitt beträgt die Marge bei dem Währungspaar USD/EUR rund 0,0050 USD/EUR für Kauf und Verkauf. Bei einem Ordervolumen von 5.000€ kommen hier 25€ zusätzliche Kosten pro Order hinzu.

Einige Broker bieten zusätzlich zum EUR-Verrechnungskonto auch Verrechnungskonten in Fremdwährungen an (Fremdwährungskonten). Wer davon Gebrauch macht und an ausländischen Börsen handelt, der spart sich die zuvor beschriebenen regelmäßigen Umrechnungsgebühren.

Liquidität / Kursstellung
Es ist sicherlich richtig, dass die Kursqualität in einem Wertpapier normalerweise an der Heimatbörse am besten ist. Insbesondere beim direkten Handel in den USA gilt, dass die dortigen Handelsplätze Orders zum NBBO-Kurs ausführen müssen. Dabei handelt es sich um eine anlegerfreundliche, verschärfte Variante des Best-Execution-Prinzips.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Kurse und Spreads der Auslandsaktie an einem deutschen Handelsplatz regelmäßig schlechter wären. Dafür sorgt die enge Verbindung zwischen den einzelnen Finanzplätzen rund um den Globus. Diese erleichtert die Arbitrage, bei der Wertpapierhändler kleinste Kursdifferenzen zwischen den Handelsplätzen nutzen und weitgehend ausgleichen.

Trotzdem macht es durchaus Sinn, die Kurstellungen und den Spread zwischen den verschiedenen in- und ausländischen Handelsplätzen zu vergleichen. Im Vorteil sind Kunden, deren Broker mehrere Handelsplätze anbieten, an denen die Kursstellungen verglichen werden können.

Zeitverschiebung
Ein weiterer entscheidender Vorteil ist, dass Privatkunden auch dann einen Auslandstitel handeln können, wenn die Heimatbörse geschlossen ist. Wer also bspw. chinesische, japanische oder neuseeländische Aktien handeln will, muss sich nichts nachts um 2 Uhr an den Rechner setzen.

Welche Nachteile / Risken bietet der Handel von Auslandsaktien an Inlandsbörsen?

Delisting
Das größte Risiko ist das plötzliche Delisting einer Aktie, so dass diese nur noch an der Heimatbörse im Ausland gehandelt werden kann. Dieser Fall ist recht selten, allerdings wenn er eintritt, muss die Aktie zur ausländischen Lagerstelle umgelagert werden – was ca. 50€ Kosten für den Lagerstellenwechsel nach sich zieht. Der schlimmste Fall tritt ein, wenn zusätzlich der Broker die entsprechende Auslandsbörse nicht im Angebot hat, hier hilft dann nur ein Depotübertrag zu einem anderen Broker.

Zeitverschiebung / Kursstellung
Der Vorteil der Zeitverschiebung kann auch ein Nachteil sein, da bei fehlendem Referenzmarkt die Preisstellung an der Inlandsbörsen mit einem breiteren Spread erfolgt und dadurch sicherlich teurer ist. Allerdings vor dem Hintergrund der deutlich günstigeren Orderkosten und dem Entfall von FX-Umrechnungskosten ein sicherlich zu verschmerzender Nachteil.

Was ist mit der Teilnahme an der Hauptversammlung oder der Gutschrift von Dividenden?

Hier müssen sich Privatanleger keine Sorgen machen. Auch beim Handel der Auslandsaktien über eine Inlandsbörse wird die normale Dividende gezahlt, einen Unterschied zum Kauf der Aktie über die Auslandsbörse gibt es nicht. Bezüglich der Teilnahme an ausländischen Hauptversammlungen gibt es ebenfalls keine Nachteile, da diese Teilnahme unabhängig von der Lagerung ist. Lediglich die Eintragung von Namensaktien kann unterschiedlich sein, da Inlandsbroker standardmäßig ausländische Aktien nicht in das entsprechende Namensregister eintragen. Mehr zum Thema Namensaktien finden Sie hier. Fans von Naturaldividenden Schweizer Aktiengesellschaften sollten zudem diesen Artikel lesen.

In einigen Fällen gibt es Kapitalmaßnahmen, die eine Lagerung der Aktie an der Heimatbörse zur Teilnahme an der Maßnahme vorschreiben. Dies sind aber eher unseriöse Maßnahmen, die für deutsche Anleger keine Bedeutung haben. Ein Beispiel hierfür ist der unseriöse Versuch von Ponos Industries LLC, über so genannte Mini-Tender Offer bei großen amerikanischen Blue-Chips an Aktien von Kleinanlegern zu kommen.

Lassen sich im Inland gekaufte Aktien an einer ausländischen Börse verkaufen?

Hier gilt ein klares Jein. Da die Aktien, die an einer Inlandsbörse gekauft wurde, in der inländischen Lagerstelle Clearstream Banking verwahrt werden, müssen diese vor einem Verkauf an einer Auslandsbörse zunächst zur ausländischen Lagerstelle umgelagert werden. Hierfür fallen je nach Anbieter bis zu 50€ Kosten für die Umlagerung an, so dass sich in den meisten Fällen ein Verkauf an der Auslandsbörse nicht mehr lohnt.

Vorsicht geboten ist auch bei einem Depotübertrag. Wer eine Aktie bewusst an einer Auslandsbörse gekauft hat, sollte bei einem Depotübertrag darauf achten, dass diese auch beim neuen Anbieter zur ausländischen Lagerstelle übertragen werden. Die Broker Flatex, onvista bank oder auch der Smartbroker lagern via Depotübertrag eingehende Aktien standardmäßig zur inländischen Lagerstelle, so dass ein Verkauf an der ausländischen Börse erst nach einer kostenpflichtigen Umlagerung möglich ist.

Handel an Auslandsbörsen wie NYSE oder NASDAQ

Natürlich können ausländische Titel auch an der Heimatbörse gehandelt werden. Hier haben wir einen Vergleich erstellt, welche Broker es zu welchen Konditionen ermöglichen und ob ggf. auch noch ein Fremdwährungskonto verfügbar ist,

Gründe für einen direkten Handel an der Heimatbörse kann die höhere Liquidität und damit die Qualität der Kursstellung sein, zum Beispiel beim Handel mit kleineren Spezial-Werten, welche an einem deutschen Handelsplatz kaum Volumen aufweisen.

Ein weiterer Grund ist, dass nicht alle ausländischen Unternehmen in Deutschland zum Handel zugelassen sind. Einige ausgewählte Titel, die nicht über die oben beschriebene LEI-Nummer verfügen, können daher nur an der Heimatbörse gehandelt werden.

Die Abrechnung erfolgt hier zum Kurswert der Order in der ausländischen Heimatwährung der Aktie. Bei einem US-Unternehmen also in US-Dollar. Hat der Kunde ein Fremdwährungskonto bei dem Broker, dann wird der Kurswert direkt gegen das Währungskonto gerechnet. Der Vorteil ist, dass keine Umrechnung in Euro erfolgt und damit Gebühren gespart und zusätzlich Währungsschwankungen fürs Trading genutzt werden können. Besitzt der Anleger beim Broker nur ein Euro-Verrechnungskonto, rechnet der Broker den Kurswert in Euro um. Für dieses Geschäft wird der Broker in den meisten Fällen eine Fremdwährungs-Margin erheben.

Fazit:

Aufgrund der besonderen Wettbewerbssituation von deutschen Handelsplätzen und der deutlich günstigeren Orderkosten ist ein Handel von Auslandsaktien an inländischen Handelsplätzen grundsätzlich zu empfehlen.

Für diejenigen, die Aktien direkt an der Heimatbörse handeln möchten, haben wir einen Ordergebühren-Vergleich für die wichtigsten Auslandsbörsen erstellt.

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