Wer sich mit ETF und ETC beschäftigt, wird früher oder später über die dort recht sperrigen Namen stolpern. In dem Artikel erläutern wir den schematischen Aufbau der ETF und ETC-Namen.
In Deutschland sind ca. 1.900 ETF und 420 ETC/ETN zum Handel zugelassen. Wer die Namen dieser Indexfonds entschlüsseln kann, wird schnell das passende Produkt für sich finden.
Anbieter-Name:
Ganz vorne steht der Name des Anbieters, der den ETF auf den Markt gebracht hat. Die großen ETF-Emittenten lauten z.B. iShares, Lyxor, Amundi, XTrackers oder aber auch kleinere Anbieter wie Vanguard oder SPDR.
Benchmark:
Der Teil gibt an, auf welchen Benchmark sich der ETF bezieht. Am Beispiel des “MSCI World” ist es noch relativ einfach. Damit ist der weltweite bekannteste Aktienindex gemeint, der vom US-Indexanbieter MSCI erhoben wird.
Denkbar sind aber auch Benchmarks wie z.B. “Bloomberg SASB US Corporate High Yield ESG Ex-Controversies Select Index“. Bei diesem Beispiel handelt es sich um einen von Bloomberg aufgelegten Index auf Hochzinsanleihen, der zusätzlich einen Filter auf nachhaltige Unternehmen setzt. Den Filter auf Nachhaltigkeit erkennt man an den drei Buchstaben ESG, die für “Environment, Social, Governance” stehen.
Vereinzelt stehen noch zusätzlich Abkürzungen wie z.B. “TR” hinter dem Index. in dem Fall wird darauf hingewiesen, dass es sich um einen Performance-Index handelt (TR = Total Return). Bei einem Performance-Index werden die Dividendenausschüttungen mit in die Indexberechnung einbezogen.
Insgesamt gibt es mehr als 1.285 unterschiedliche Benchmarks, auf die ETF-Anbieter spezielle Indexfonds emittieren.
Regulatorische Hinweise:
An dieser Stelle folgt der Hinweis darauf, ob der ETF den Regeln zum Anlegerschutz entspricht. Diese sind unter der Abkürzung “UCITS” international einheitlich geregelt und enthalten Vorschriften zu Anlegerinformationen wie Jahres- und Halbjahresberichten und KIID. Geregelt wird aber auch, wie hoch der Anteil eines Wertpapieres maximal im Index sein darf (max. 20%) und in welchem Ausmaß Finanz-Derivate (Swaps) zum Einsatz kommen dürfen.
Fast alle in Deutschland handelbaren ETF sind UCITS-konform aufgelegt. Zu beachten ist dabei, dass ETC und ETN grundsätzlich nicht UCITS-konform sind. Bei diesen Produkten fehlt dieser Zusatz auch im Produktnamen.
Weitere Merkmale:
Zum Abschluß des Produktnamens können noch weitere Abkürzungen zum Einsatz kommen, die Aufschluß geben über
- Ertragsverwendung: wenn die Erträge eines ETF an die Anleger regelmäßig ausgeschüttet werden, wird dies über die Abkürzungen “Acc” für Accumulating oder lediglich “C” für Capitalisation angegeben. Werden die Erträge nicht ausgeschüttet, sondern wieder im Fonds angelegt (thesauriert), dann kommen als Abkürzung “D” oder “Dis“, “Dist” für Distributing zur Anwendung.
- Fonds-Währung: In Deutschland werden alle ETF ausschließlich in Euro börsengehandelt. Tatsächlich ist die Fondswährung aber in der Regel eine andere, beim MSCI World z.B. “USD”. Das heisst, beim Handel an einer deutschen Börse wird die Fremdwährung in Echtzeit in die Handelswährung Euro umgerechnet. Die Währungskürzel im Namen geben also Auskunft darüber, in welcher Währung der Fonds aufgelegt ist.
- Hedging: Bei ETF, die in einer Fremdwährung aufgelegt sind, gibt es immer Währungsrisiken. Wer diese Währungsrisiken eliminieren will, der kann nach dem Zusatz “Hedged” suchen. Das Hedging ist eine Art Versicherung vor Währungsschwankungen. Wie immer kosten Versicherungen aber zusätzliche Gebühren, die sich in einer höheren TER “Kostenquote” des ETF niederschlagen.
- Replikationsart: Wenn ein Benchmark vom ETF-Anbieter nicht 1:1 physisch nachgekauft wird, dann wird im Namen in der Regel durch den Zusatz “Swap” darauf hingewiesen. Wird das ETF-Vermögen dagegen physisch erworben, dann kann der Zusatz “DR” darauf einen Hinweis geben (direkte Replikation). Hier haben wir einen weiterführenden Artikel zu den Replikationsmethoden verfasst.
- Anteilsklassen: Kürzel wie “1c” oder “2c” usw. zeigen an, wieviele unterschiedliche ETF ein Anbieter auf denselben Index aufgelegt hat. Wenn ein Anbieter wie Lyxor wie oben in unserem Beispiel “4c” im Produktnamen hat, dann bedeutet dies, dass er 4 ETF unter unterschiedlichen ISIN auf den Index aufgelegt hat. Zum Beispiel 1x Thesaurierend, 1x Ausschüttend, 1x mit Währungsabsicherung und 1x Swap-basiert.
Wer diese Abkürzungen kennt und deuten kann, dem fällt die Auswahl des richtigen ETF sehr viel leichter.